Der Ärger mit dem EURO

Das Manuskript für den EURO ist mittlerweile zur puren Improvisation geworden. Jeder erinnert sich wohl an die knallenden Champagnerkorken und den Stolz, mit denen die Geburt der Europäischen Währungsunion (EWU) gefeiert wurde. Man glaubte an die langfristige Herausforderung für den Dollar und an dessen mögliche Übertrumpfung. Mit dem EURO besaß das größte europäische Projekt – die EU – endlich auch ein gleichrangiges wirtschaftliches Projekt. Heute nun sieht es fast so aus, als wenn all diese Träume nicht für die Wirklichkeit bestimmt waren.

Tag für Tag sinkt der EURO. Ein Eingriff des amerikanischen Schatzministeriums wird immer wahrscheinlicher, könnte es der neuen europäischen Währung doch aus der schweren Klemme helfen. Dieser Vorgang ist an Ironie kaum zu übertreffen: eine Währung, die den Dollar in seiner Vorherrschaft auf dem Währungsmarkt eigentlich herausfordern sollte, braucht jetzt die Hilfe eben dieser amerikanischen Währung, um nicht noch tiefer in den Keller zu sinken. Aber so sieht es nun mal aus.

Das alles geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem Europa sich dem Stichtag für die Einführung der echten EURO-Geldscheine im Januar 2001 nähert. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es in Deutschland wegen des anstehenden Verschwindens der D-Mark zugunsten der EURO-Banknoten große Besorgnis gibt. Auch die Franzosen, die bisher wirklich selten eine harte Währung ihre eigene nennen konnten, sind nervös und wollen, dass irgend etwas getan wird. Solche Ängste sind in der letzten Zeit übertrieben betont worden. Sicher, für Europa ist es schmerzhaft, die eigene Währung so schnell verloren gehen zu sehen. In wirtschaftlicher Hinsicht aber entsteht durch die momentane Schwäche des EURO streng genommen keine Gefahr. Europas vermeintlich peinliche Situation wird sich sehr wahrscheinlich nicht verschlimmern noch wird sie für lange Zeit andauern.

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