Umwelt und Wirtschaft

Keine Volkswirtschaft ist ein geschlossenes, autonomes Universum, das von Regeln bestimmt würde, die von Gesetzen, Moral und Politik unabhängig wären. Tatsächlich stammen die interessantesten ökonomischen Fragen im Allgemeinen aus dem Grenzbereich zu Nachbardisziplinen. Doch wird dies nirgends deutlicher als in der Wechselwirkung zwischen Wirtschaftsprozessen und der natürlichen Umwelt.

Das besondere Merkmal dieses Austausches ist, dass er nicht von den Regeln der Mechanik bestimmt wird, sondern von denen der Thermodynamik, insbesondere vom Gesetz der Entropie, nach dem die Menge der freien Energie, die in mechanische Arbeit umgewandelt werden kann, mit der Zeit abnimmt – ein irreversibler Prozess, der letztendlich zum „Wärmetod“ führt. Inspiriert von der Pionierarbeit des verstorbenen Nicholas Georgescu-Roegen zum Verhältnis von Wirtschaftsprozessen und Physik versuchten besonders in den 70er Jahren zahlreiche Forscher ohne großen Erfolg, eine „Entropietheorie“ zu Ökonomie und Gesellschaft zu formulieren.

Diese Sichtweise der Entropie geht davon aus, dass Wirtschaftsprozesse aufgrund ihrer vielfältigen Wechselwirkungen mit der Natur irreversible Folgen verursachen. Wir bauen die Bestände an nicht erneuerbaren Bodenschätzen (z. B. Öl und Metallerzen) ab, und wir verschlechtern oder verändern die Qualität anderer Ressourcen (z. B. Wasser und Kulturboden), indem wir ihnen einen Nutzungsrhythmus auferlegen, der ihre Regenerationskapazität überschreitet. Genauer gesagt, befreit die Nutzung nicht erneuerbarer Ressourcen das Tempo des Wirtschaftswachstums von dem der ökologischen Erneuerung und verstärkt somit den Verfall der Biosphäre, wozu unter anderem auch irreversible Klimaveränderungen zählen.

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