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Der Tod des angloamerikanischen Konservatismus

PRINCETON – US-Präsident Donald Trump und der Brexit haben den transatlantischen Konservatismus zerstört, und das auf bemerkenswert ähnliche Weise und nahezu exakt zur selben Zeit. Doch während der amerikanische Konservatismus schon immer relativ flache Wurzeln hatte, ist der britische Konservativismus das Produkt einer langen und reichen intellektuellen Tradition, was seinen Niedergang umso erstaunlicher macht.

Der alte Konservatismus wandte sich gegen einen radikalen Wandel, aber akzeptierte die Notwendigkeit der Anpassung angesichts neuer Entwicklungen und Präferenzen. Er bevorzugte einen stückweisen Reformansatz und lehnte die generelle Entwurzelung von Institutionen mit der Begründung ab, dass radikale Veränderungen zu schwer zu steuern seien. Konservative seien pragmatisch und würden nicht auf Versprechungen der magischen Lösung irgendeines Problems hereinfallen.

Es lassen sich im Einklang mit dieser Sicht der Welt trotzdem wichtige Reformen umsetzen. Doch sollten diese dabei so angegangen werden, dass ihre Auswirkungen bewertet werden können und sich der Prozess bei Bedarf umkehren lässt. Dies ist das Gegenteil von Radikalismus, der ein schrittweises Vorgehen ablehnt und jedes Reformversagen nicht etwa als Beleg dafür ansieht, dass man einen Fehler gemacht hat, sondern dass man nicht weit genug gegangen ist.

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