Greece and EU flags Wassilios Aswestopoulos/ZumaPress

Warum Syriza nachgeben wird

LONDON – Erneut ist Griechenland der finanziellen Schlinge um den Hals entkommen. Durch den Abruf seiner Geldbestände in einem Reservekonto des Internationalen Währungsfonds (IWF) konnte das Land genau zum Fälligkeitstermin 750 Millionen Euro zurückzahlen – ironischerweise an den IWF selbst.

Diese waghalsige Politik ist kein Zufall. Seit sie im Januar an die Macht kam, hat die griechische Regierung unter der Führung der Syriza-Partei des Ministerpräsidenten Alexis Tsipras erkannt, dass die Drohung mit einer Staatspleite – und damit einer Finanzkrise, die den Euro zerstören könnte – die Verhandlungsposition Griechenlands stärkt und die mangelnde wirtschaftliche und politische Macht des Landes ausgleicht. Monate später scheinen Tsipras und sein Finanzminister Yanis Varoufakis, ein wissenschaftlicher Experte für Spieltheorie, trotz mangelnder Beweise für ihre Richtigkeit ihrer Theorie immer noch an sie zu glauben.

Aber ihre Rechnung beruht auf einer falschen Annahme. Tsipras und Varoufakis glauben, ein Staatsbankrott würde Europa zwingen, sich zwischen nur zwei Alternativen entscheiden zu müssen: dem Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone oder einem bedingungslosen Schuldenerlass für das Land. Aber die europäischen Behörden haben eine dritte Wahlmöglichkeit. Anstatt einen „Grexit“ durchzusetzen, könnte die EU Griechenland innerhalb der Eurozone isolieren und dem Land das Geld entziehen. Danach könnte sie sich einfach zurücklehnen und dabei zusehen, wie die politische Unterstützung für die Tsipras-Regierung zusammenbricht.

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