ms7973c.jpg Margaret Scott

Syriens religiöses Patt

PRINCETON – Was in Syrien als Revolte gegen ein Unterdrückungsregime begann, hat sich zu einem religiösen Bürgerkrieg und, zuletzt, in einem Stellvertreterkonflikt gewandelt. Dabei ist der Konflikt zunehmend verworrener geworden; Verbündete verfolgen sich widersprechende Strategien, und es gibt tief sitzende Spannungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die die Situation nahezu unhaltbar machen.

Die USA, die Europäische Union, die Türkei, Jordanien, Saudi-Arabien und Katar unterstützen die Opposition – ein Durcheinander bewaffneter Gruppierungen mit unterschiedlichen Agenden und Ideologien, das von syrischen Nationalisten bis hin zu Anhängern des globalen Dschihad reicht. Diese Uneinigkeit spiegelt die Risse innerhalb der syrischen Gesellschaft wider, die das Ergebnis mehr als vier Jahrzehnte währender autoritärer Herrschaft sind.

Russland und Iran (und dessen Stellvertreter, die libanesische Hisbollah) andererseits unterstützen aus jeweils eigenen Gründen das Regime von Präsident Bashar al-Assad. Russlands Beweggründe sind mit dem Erbe des Kalten Krieges verknüpft. Das Assad-Regime hatte konsequent eine antiwestliche Haltung eingenommen und sich an die Sowjetunion und später Russland angelehnt. Heute verkörpert Syrien Russlands einzig verbleibenden Brückenkopf in der arabischen Welt, während Assads regionale Widersacher sämtlich Verbündete der USA sind.

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