mazzucato34_ FABRICE COFFRINIAFP via Getty Images_larry fink FABRICE COFFRINIAFP via Getty Images

Larry Finks kapitalistisches Hütchenspiel

LONDON – Der jüngste Jahresbrief des Vorstandsvorsitzenden und CEO von BlackRock, Larry Fink, hat die Wirtschaftswelt im Sturm erobert. BlackRock ist der größte Vermögensverwalter der Welt, und Fink nutzte die Gelegenheit, sich an die CEOs der Unternehmen zu wenden, deren Vermögen seine Firma im Namen der Anleger verwaltet, um für eine ökologisch nachhaltigere, sozialere und zukunftsorientierte Form des Kapitalismus einzutreten, die auf dem Stakeholder- und nicht auf dem Shareholder-Value basiert.

Finks Ermahnung scheint eine willkommene Abkehr vom orthodoxen Dogma zu sein. Aber wenn seine Vision „woke“ sein soll, dann ist sie nicht annähernd woke genug. All das haben wir schon einmal gehört, auch in Finks eigenen Briefen für 2018 und 2019 und in der vielbeachteten Erklärung des Business Roundtable für 2019, bei der Fink federführend war. Geändert hat sich jedoch viel zu wenig, vor allem weil die von Fink und anderen Unternehmensführern beschriebene Vision hinter den radikalen Reformen zurückbleibt, die notwendig sind, um den Kapitalismus im Interesse der Menschen und des Planeten zu verändern.

Finks Version des Stakeholder-Kapitalismus basiert auf einem konzeptionellen Taschenspielertrick. Denn seine Unterstützung für die Stakeholder ist an die Bedingung geknüpft, dass die Gewinne der Aktionäre gesichert sind. Das bedeutet, dass der Shareholder-Value maßgebend bleibt. Der Stakeholder-Wert wird lediglich zu einem Mittel zum Zweck – zum langfristigen Nutzen der Aktionäre. Auf diese Weise wird das wahre Ziel des Stakeholder-Kapitalismus verraten: Die Wertschöpfung zum Nutzen der Allgemeinheit.

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