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Die sozialen Medien sollten nicht aufgebrochen, sondern aufgetrennt werden

CHICAGO – Einst wurden die Plattformen der sozialen Medien dafür gefeiert, eine entscheidende Rolle im Arabischen Frühling gespielt zu haben. Heute hingegen wird Ihnen für alles die Schuld gegeben, was die traditionellen Medien nicht mögen – vom Brexit-Referendum und der Wahl Donald Trumps bis hin zur politischen Polarisierung allgemein. Diese wachsende Ernüchterung über die sozialen Medien hat zu Forderungen nach mehr Regulierung geführt. Der Druck ist nun so groß, dass Facebook aus Angst vor staatlicher Fesselung versucht, die Regulierungsbemühungen selbst voranzutreiben, und eine Werbekampagne gestartet hat, in der es solche Maßnahmen ausdrücklich unterstützt.

Aber welche Art von Regulierung brauchen wir? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zuerst die transformative Natur der sozialen Medien anerkennen, die vielleicht mit der Einführung der Druckerpresse im Europa des 15. Jahrhunderts verglichen werden kann.

Bevor die Druckerpresse erfunden wurde, waren Bücher unerschwinglich, und ihre Herstellung musste von der katholischen Kirche subventioniert werden, die damit ihr Monopol über das Wissen behielt. Mit der Einführung der Druckerpresse wurden Bücher für die Händlerklasse erschwinglich. Und da die meisten Händler wenig Latein beherrschten, stieg die Nachfrage nach Bibeln in ihrer Muttersprache enorm an.

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