Amerikas große politische Pleiteserie

JERUSALEM – Das Übergangsabkommen, das in Genf zwischen der als P5+1 bezeichneten Gruppe der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie Deutschlands und Iran erzielt wurde, ist in Anbetracht der gegenwärtigen Umstände wohl die beste Übereinkunft, die getroffen werden konnte, um das iranische Atomprogramm einzudämmen. Die Vereinigten Staaten und ihre westlichen Verbündeten waren nicht bereit, eine militärische Option zu riskieren, und ein ergebnisloser Verhandlungsabschluss hätte es Iran ermöglicht, sein Streben nach Atomwaffen ungehindert fortzusetzen.

In einer idealen Welt hätte Iran gezwungen werden sollen, sein Atomprogramm komplett fallen zu lassen und sein gesamtes angereichertes Uran einer außenstehenden Macht auszuhändigen, was realistisch betrachtet jedoch unerreichbar war. Somit besteht das Ergebnis der Verhandlungen in Genf darin, dass sich Iran in gewissem Grad internationale Legitimation als nukleare Schwellenmacht gesichert hat, was seine Nachbarn in der Region, angefangen bei Saudi-Arabien und Israel über die Türkei, Ägypten und die kleinen und verwundbaren Golfstaaten, zutiefst beunruhigt.

Die westlichen Politiker können sich zu Recht selbst beglückwünschen, eine unmittelbare ernste Krise abgewendet zu haben. Zu glauben, dass sie die nukleare Bedrohung durch den Iran beseitigt hätten ist allerdings ein Irrtum. Tatsächlich ist die Vorstellung naiv, dass in den kommenden sechs Monaten eine endgültige Einigung mit dem Iran erzielt werden wird: Die routinierten iranischen Diplomaten werden dafür sorgen, dass es nicht dazu kommt.

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