Shells korruptes "Shell Game": Grausame Hütchenspiele in Nigeria

Unter dem Druck seiner Anteilseigner und angesichts der laufenden Ermittlungen in den USA, Großbritannien und den Niederlanden wegen gefälschter Angaben zu seinen Ölreserven versucht der Ölkonzern Royal Dutch/Shell, die Schuld auf Nigeria abzuwälzen.

Aus vertraulichen Unternehmensunterlagen, die Ende März zugänglich wurden, geht hervor, dass die Nigeria-Sparte des Konzerns wichtige Informationen über das Ausmaß der - um 1,5 Milliarden Barrel (60% der Gesamtreserven des Landes) - nach unten korrigierten nigerianischen Reserven zurückgehalten hatte, da Shell Nigeria bei seinen Verhandlungen mit der OPEC über die Erhöhung der Produktionskapazitäten des Landes den Rücken stärken wollte. Gegenwärtig liegt die Förderkapazität Nigerias bei zwei Millionen Barrel täglich. Die OPEC berechnet die Förderquoten ihrer Mitgliedsstaaten auf der Basis nachweisbarer Reserven.

Nigeria, das gegenwärtig mit einer sich weiter verschärfenden Wirtschaftskrise kämpft, möchte seine tägliche Produktionsmenge auf vier Millionen Barrel erhöhen, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die von der Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC) im Dezember 2003 bekanntgegebenen Zahlen zu den Ölreserven des Landes sich auf 34 Milliarden Barrel erhöht hatten. Offizielle Stellen weisen auch darauf hin, dass Nigerias hohe Einwohnerzahl im Vergleich zu anderen OPEC-Mitgliedsstaaten und der dringende Bedarf an Devisen aus dem Ausland für Infrastrukturinvestitionen und Sozialleistungen eine Vorzugsbehandlung zwingend erforderlich machen. Shell behauptete, sie wollte den positiven Ausgang dieser Verhandlungen nicht durch Veröffentlichung der wahren Zahlen zu den Ölreserven in Nigeria gefährden.

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