Oil in Saudi Arabia Reza/Getty Images

Saudi-Arabiens Reformkurs

BEIRUT – Nachdem die Ölpreise vor fast zwei Jahren ihren steilen Niedergang begannen, stehen führende Produzenten weltweit heute vor deutlichen Anpassungen, die weitreichende wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Konsequenzen nach sich ziehen werden. Obwohl diese Anpassungen mit Sicherheit eine enorme Herausforderung darstellen werden – insbesondere für Länder mittleren Einkommens wie Saudi-Arabien, denen die riesigen Staatsfonds etwa der Vereinigten Arabischen Emirate fehlen –, bieten sie diesen Ländern eine wichtige Chance, produktivere Möglichkeiten zur Organisation ihrer Gesellschaften zu erkunden.

Es scheint, dass Saudi-Arabien diese Herausforderung angenommen hat. Es hat in dieser Woche seine Vision 2030 veröffentlicht, einen Plan, der für nachhaltiges, langfristiges Wachstum sorgen soll und wegen seines Ehrgeizes sowohl begrüßt als auch kritisiert worden ist. Beispielhaft steht für diesen Ehrgeiz das Ziel, das Königreich im Laufe der beiden kommenden Jahrzehnte zur fünfzehntgrößten Volkswirtschaft der Welt zu machen – einer Volkswirtschaft, die durch eine gut ausgebildete Erwerbsbevölkerung, offene Märkte und gute Regierungsführung geprägt ist. Eine zentrale Methode, mit der Saudi-Arabien dies zu erreichen hofft, ist die Diversifizierung seines Anlageportfolios durch Verkauf von Aktien des staatseigenen Ölgiganten Aramco zur Schaffung eines Staatsfonds.

Doch versäumt es die Vision 2030, ein zentrales Problem anzusprechen: die geringe Teilhabe am Arbeitsmarkt. Nur 41% der Bevölkerung im Erwerbsalter ist derzeit angestellt beschäftigt, verglichen mit einem OECD-Durchschnitt von 60%. Wer Arbeit hat, ist überwiegend bei überbesetzten staatlichen Behörden beschäftigt. Dies ist die größte Ineffizienz der saudischen Volkswirtschaft, und sie zu überwinden wird schwieriger als die Lösung aller anderen Probleme.

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