Saudi Woman Driver MARWAN NAAMANI/AFP/Getty Images

Saudi-Arabien und die Revolution von oben

BERLIN – Nun also doch! Sieben Jahre nach dem Arabischen Frühling hat es auch Saudi-Arabien erwischt. Wenn auch auf eine etwas andere, dem Königreich angemessene Weise. Auch in diesem erzkonservativen arabischen Königreich ist es eine junge Generation, nur diesmal nicht gegen die Institutionen und die etablierte Macht gerichtet, sondern innerhalb des Staates und an der Spitze seiner Macht, die auf eine fundamentale Modernisierung des Landes setzt, angeführt von dem jungen Kronprinzen, Mohammed bin Salman (auch in Kurzform MBS genannt).

Saudi-Arabien war schon immer ein extrem widersprüchliches Land, im Spagat zwischen islamischem Mittelalter und westlicher Moderne. Gründend auf einem sagenhaften Reichtum, den es seinen gewaltigen Rohölreserven verdankt, war es für den Westen und vor allem für die USA ein unverzichtbarer strategischer Partner im Nahen Osten.

Zugleich gehört das Land zu den bevölkerungsreichsten und flächenmäßig größten arabischen Ländern. Mit Mekka und Medina befinden sich zudem zwei der wichtigsten heiligen Stätten des Islams auf saudischem Boden. Einerseits verfügt es über moderne Großstädte mit moderner Infrastruktur und Shopping Malls nach US-amerikanischem Vorbild, andererseits ist es auch heute noch eine Stammesgesellschaft und antiwestlich. Zudem eine absolute Monarchie, die von einer Familie – den Saud – seit der Staatsgründung 1932 kontrolliert und geführt wird, und folgt einem fast mittelalterlich anmutenden Moral- und Rechtskodex und wird von einer extrem reaktionären und radikalen Variante des Islam dominiert, dem Wahabismus, der die religiöse Grundlage und Weltsicht für die verschiedensten Arten des Salafismus und damit der meisten radikalen islamistischen Gruppen in der Gegenwart liefert.

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