Sarkozys heimlicher Bruch

PARIS: Vor einem Jahr, als er sich um das Amt des französischen Präsidenten bewarb, versprach Nicolas Sarkozy einen „Bruch“ mit der Vergangenheit. Bisher jedoch können nur wenige Franzosen die Art von Bruch erkennen, die Sarkozy versprach. Sie irren freilich, wenn sie glauben, dass sich im ersten Jahr seiner Präsidentschaft nichts verändert habe. Sarkozy hat tatsächlich einen Bruch herbeigeführt, wenn auch in einem unerwarteten Bereich: dem seit den Tagen Charles de Gaulles vorherrschenden Konsens in der Außenpolitik.

Natürlich ist es in diesem frühen Stadium unmöglich, die langfristigen strategischen Auswirkungen von Sarkozys offenkundigem Entschluss, Frankreich wieder in die integrierte militärische Kommandostruktur der NATO einzubinden und das französische Engagement bei seinem Out-of-Area-Einsatz in Afghanistan – seinem ersten überhaupt – zu stärken, präzise zu einzuschätzen. Doch die Folgen dieser Entscheidungen sind klar: Frankreich ist unter Sarkozy nun wieder im Herzen des atlantischen Bündnisses angekommen.

Obwohl dies außerhalb Frankreichs banal erscheinen mag, hat Sarkozys Revolution in der Außenpolitik im eigenen Land leidenschaftlichen Widerstand hervorgerufen. Tatsächlich verurteilen alle Parteien auf der Linken des politischen Spektrums Sarkozys Bruch mit dem militärischen und diplomatischen Erbe der Fünften Republik.

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