degrauwe4ALEXEY NIKOLSKYSputnikAFP via Getty Images_putin economy ALEXEY NIKOLSKY/Sputnik/AFP via Getty Images

Russland ist zu klein, um zu siegen

LONDON: Bei einem Blick auf die Landkarte könnte es scheinen, als müsse das sich über elf Zeitzonen erstreckende Russland seinen viel kleineren Nachbarn, die Ukraine, zwangsläufig erdrücken. Doch wie sich in den letzten drei Wochen gezeigt hat, ist der Kampf nicht annähernd so einseitig, wie der russische Präsident Wladimir Putin das vermutlich angenommen hatte. Tatsächlich gibt es gute Gründe zu der Annahme, dass Russland den von Putin vom Zaun gebrochenen Krieg letztlich verlieren wird.

Das liegt weitgehend daran, dass Russland wirtschaftlich betrachtet durchaus kein großes Land ist. Laut Internationalem Währungsfonds belief sich das BIP des Landes 2021 auf 1,7 Billionen Dollar. Das sind gerade mal 10 % vom BIP der Europäischen Union, oder ungefähr genauso viel wie die gemeinsame Wirtschaftsleistung Belgiens (620 Milliarden Dollar) und der Niederlande (1,1 Billionen Dollar).

Mit einer derart kleinen Wirtschaft ist Russland nicht besonders gut aufgestellt, um einen Krieg gegen ein Land zu gewinnen, das seine Streitkräfte mit Zähnen und Klauen bekämpft, und schon gar nicht, dieses Land angesichts einer entschlossenen Widerstandsbewegung längere Zeit besetzt zu halten. Russland gibt heute rund 62 Milliarden Dollar jährlich (rund 4 % seines BIP) für sein Militär aus. Das sind nur 8 % von dem, was die USA ausgeben – und reicht nicht annähernd, um einen intensiven, lang andauernden Krieg durchzuhalten.

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