Vladimir Putin Alexei Druzhinin/ZumaPress

Die Herausforderung aufgrund des russischen Niedergangs

CAMBRIDGE – Während Europa diskutiert, ob man die Sanktionen gegen Russland beibehalten soll, setzt der Kreml seine Politik der Aggression gegenüber der Ukraine unvermindert fort. Zwar befindet sich Russland langfristig im Niedergang, stellt aber nach wie vor eine sehr reale Bedrohung der internationalen Ordnung in Europa und darüber hinaus dar. Tatsächlich könnte Russland aufgrund dieses Niedergangs noch gefährlicher werden.

Eines ist klar: bei den Ereignissen in der Ukraine handelt es sich um russische Aggression. Präsident Wladimir Putins Behauptung, russische Truppen seien nicht an den Kämpfen beteiligt, wurde kürzlich gründlich widerlegt, als ein russischer Kämpfer in Donezk gegenüber dem Russland-Dienst der BBC bestätigte, dass diese Truppen beim Vormarsch der Rebellen eine entscheidende Rolle spielen. Seinen Angaben zufolge würden russische Offiziere in der Ostukraine direkt umfangreiche militärische Operationen befehligen, darunter auch die Belagerung und Einnahme des wichtigen Verkehrsknotenpunkts Debalzewe im Februar.

Doch die von Russland ausgehende Bedrohung erstreckt sich weit über die Ukraine hinaus. Schließlich ist Russland das Land, das über genügend Raketen und Atomsprengköpfe verfügt, um die USA zu zerstören. Ebenso wie sein wirtschaftlicher und geopolitischer Einfluss, schwindet auch die Bereitschaft Russlands, den Verzicht auf seinen atomaren Status zu erwägen. Tatsächlich hat man nicht nur die Taktik aus dem Kalten Krieg wiederbelebt, Militärflugzeuge unangekündigt in den Luftraum über den baltischen Staaten und der Nordsee eindringen zu lassen, sondern auch versteckte atomare Drohungen gegen Länder wie Dänemark ausgesprochen.

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