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Davos neu gestalten

NEW YORK – Ich nehme an dem jährlich stattfindenden Weltwirtschaftsforum in Davos nicht teil. Aber ich habe das Gefühl, dass die Teilnehmer heuer - und auch in den vergangenen Jahren – ihre Schlüsse für die Zukunft eher aufgrund jüngster Ereignisse zogen als sich wirklich auf die Suche nach zukünftigen Schwerpunkten und Trendwenden zu machen. Das galt sowohl für die Makroebene als auch im Hinblick auf die wichtigsten Einzelthemen, die laut zahlreichen Medienberichten die meiste Aufmerksamkeit auf sich zogen (und die Medien sind bei dieser Veranstaltung überaus stark vertreten). Somit scheint diese weltbekannte Zusammenkunft einflussreicher Führungspersönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft wieder einmal eine Chance verpasst zu haben, ihr erhebliches Potenzial zur Gänze auszuschöpfen.

Es gibt einen Grund, warum sich Davos tendenziell rückwärtsgewandt präsentiert. Die führenden Persönlichkeiten treffen dort natürlich unter dem Eindruck des jüngst Erlebten ein.  Haben alle anderen die gleichen Erfahrungen gemacht, werden diese Ideen in der Echokammer Davos derart verstärkt, dass sie die Gespräche sowohl über jüngste Entwicklungen als auch über Zukunftsaussichten beherrschen.

So waren die zwei Treffen vor der Finanzkrise des Jahres 2008 von Optimismus geprägt und die Warnungen der wenigen, die das bevorstehende schmerzvolle Ende der „großen Mäßigung” und des Zeitalters der ungezügelten Finanzwirtschaft spürten, schlug man in den Wind. Das Treffen im Januar 2009 fand unter genau umgekehrten Vorzeichen statt -  man prognostizierte bis weit in die Zukunft Krisen und eine weltweite Rezession.

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