Income tax regulation books Tom Williams/Getty Images

Amerikas angebotsorientierte Wirtschaftspolitik ist ein Schwindel

NEW HAVEN – Steuersenkungen, die als Steuerreform verkleidet daherkommen: Das ist die beste Beschreibung für die Stoßrichtung des neuesten politischen Schachzugs aus Washington. Überwiegend geht es um Politik, und zwar konkret um die Dringlichkeit eines von den Republikanern beherrschten Kongresses, einem Republikanischen Präsidenten einen gesetzgeberischen Erfolg zu verschaffen. Die Folgen freilich sind letztlich wirtschaftlicher Art und dürften, nicht überraschend, sehr viel schlimmer sein, als die Politiker zuzugeben bereit sind.

In Anlehnung an Präsident Donald Trump lautet das politische Argument für Steuersenkungen, dass sie unverzichtbar seien, um „Amerika wieder groß zu machen“. Amerika werde steuerlich zu hoch belastet und durch schlechte Handelsabkommen betrogen, und es brauche Steuersenkungen, um seine Konkurrenzfähigkeit wiederherzustellen.

Ungeachtet der politischen Anbiederung an die unter Druck stehenden Familien der Mittelschicht stehen im Mittelpunkt dieser Bemühungen eindeutig Amerikas Unternehmen. Der Gesetzesentwurf zielt darauf ab, die Unternehmenssteuern von 35% auf 20% zu senken. Und das, obwohl der effektive Steuersatz der US-Unternehmen derzeit im Vergleich zur Erfahrung der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg mit nur 22% überraschend niedrig ist.

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