Chinas neue Wachstumsordnung

HONGKONG – Zwischen 1978 und 2012 wuchs Chinas BIP mit einer jährlichen Wachstumsrate von rund 10% – von 341 Milliarden auf 8,3 Billionen Dollar (in Preisen von 2012) – und befreite dabei mehr als 500 Millionen Chinesen aus der Armut. Dies war großenteils durch eine exportorientierte Industrialisierungs- und Urbanisierungsstrategie bedingt, durch die sich in den rasch wachsenden Städten, wo Arbeitskräfte, Kapital, Technologie und Infrastruktur zusammenkamen, um Lieferkapazitäten für globale Märke zu bilden, neue Chancen eröffneten. Laut dem McKinsey Global Institute werden bis 2025 29 der 75 dynamischsten Städte der Welt in China liegen.

Doch schuf dieses stadtgestützte, exportorientierte Wachstumsmodell zugleich mehr Herausforderungen, als es heute bewältigen kann: Immobilienblasen, Verkehrsstaus, Umweltverschmutzung, eine nicht aufrecht zu erhaltende kommunale Verschuldung, landbezogene Korruption und soziale Unruhen, die mit dem ungleichen Zugang zu sozialen Leistungen in Verbindung stehen. Infolgedessen steht ein Wandel hin zu einem neuen, konsumorientierten Wachstumsmodell, das Stabilität, die Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen und Nachhaltigkeit betont, ganz oben auf der chinesischen Agenda. China ist auf der Suche nach einer neuen „Wachstumsordnung“ für seine rastlos expandierenden Städte.

Das aktuelle Wirtschaftswachstumsmodell betrachtet die Konfiguration zentraler Faktoren der Produktion – Land, Arbeitskräfte, Kapital und Gesamtfaktorproduktivität (eine Messgröße für die Effizienz). Doch lässt dieser enge Fokus auf die Produktionsleistung die menschliche Dimension der Wirtschaft außer Acht – die Frage, wie Wachstum das Leben der chinesischen Normalbürger beeinflusst.

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