buruma192_JONATHAN NACKSTRANDAFP via Getty Images_sweden democrats JONATHAN NACKSTRAND/AFP via Getty Images

Rechte ohne Hakenkreuz

NEW YORK – Es ist noch gar nicht so lange her, da dachte man bei der extremen Rechten in Europa an schmuddelige alte Männer, die sich nach der guten alten Zucht und Ordnung und ihren Marschstiefeln zurücksehnen. Gegründet wurden die rechtsextremen politischen Parteien in Frankreich und Italien, die heute von Frauen geführt werden, von früheren SS-Offizieren, Veteranen des mit den Deutschen kollaborierenden Vichy-Regimes und anderen zweifelhaften Figuren aus den Schatten des 2. Weltkriegs. Dasselbe gilt für die Schwedendemokraten, die bei der letzten Wahl 20,6 Prozent der Stimmen erreicht haben.

Seither sind am post-faschistischen Firmament in Europa ganz eindeutig ein paar neue Sterne aufgegangen. Giorgia Meloni, Chefin der ultrarechten Fratelli d’Italia, wird als erste Frau das Amt des italienischen Ministerpräsidenten übernehmen. Marine Le Pens Rassemblement National verfügt über 89 Sitze im französischen Parlament. Und die Schwedendemokraten gehören zwar nicht zu Regierung, werden die schwedische Politik künftig aber maßgeblich beeinflussen.

Inzwischen bestimmen nicht nur Frauen, sondern auch junge Männer, meist in hippen maßgeschneiderten Anzügen, den Ton der extremen Rechten in Europa. Zwar wurden die gemäßigten konservativen Parteien Europas, anders als die Republikaner in den Vereinigten Staaten, noch nicht von Extremisten übernommen. Trotzdem sind sie aus Angst vor dem Verlust von Wählerstimmen näher an den rechten Rand gerückt.

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