ddc6db03f863877814626c00_dr1189c.jpg Dean Rohrer

Die Neuerfindung der Weltbank

MADRID – Die Ankündigung von Robert Zoellick, sich als Präsident der Weltbank nicht erneut zur Wahl zu stellen, warf die Frage auf, ob weiterhin ein Amerikaner an der Spitze dieser Institution stehen sollte. Aber so berechtigt diese Frage auch ist: Sie ist nur ein kleiner Bestandteil der Debatte, die über die Rolle der Weltbank im 21. Jahrhundert geführt werden muss.

Während der 67 Jahre ihres Bestehens wuchs die Bank über ihr ursprüngliches Maß hinaus und verfügt heute zusätzlich über ein Schiedsgericht und drei besondere Finanzinstitutionen: eine für den privaten Sektor, die International Finanz-Corporation; dann die Multilaterale Investitionsgarantie-Agentur zur Versicherung gegen politische Risiken; und die Internationale Entwicklungsorganisation zur Finanzierung der ärmsten Länder. Die Weltbank wurde zur Weltbankgruppe, obwohl ihre Gründungsinstitution, die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD), immer noch im Mittelpunkt steht. Und darin liegt das Problem.

Der Schwerpunkt der IBRD, die im Rahmen von Bretton Woods 1941 in erster Linie als Instrument zum Neuaufbau der weltweit durch den Krieg zerstörten Güter gegründet wurde, lag im Wiederaufbau. Die ersten Kredite gingen hauptsächlich an Europa, und der Aufgabenbereich der Entwicklung kam erst später. Mit dem Nachlassen des Wiederaufbaus wandelte sich die Bank, und ihren heutigen Umfang bekam sie unter der Präsidentschaft von Robert McNamara von 1968 bis 1981.

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