Die Neuerfindung der naturwissenschaftlichen Ausbildung

VANCOUVER – Trotz der zunehmenden Bedeutung der Naturwissenschaften in der modernen Welt bleibt die naturwissenschaftliche Ausbildung für die meisten Menschen ein eher belangloses und untergeordnetes Thema. Das ist sowohl kurzsichtig als auch gefährlich. Letzten Endes sind doch Wissenschaft und Technologie in der modernen Wirtschaft nicht nur die primären Wachstumsmotoren, sondern spielen auch eine zunehmend zentrale Rolle in vielen Fragen des wirtschaftlichen, öffentlichen und politischen Lebens, vor allem in den Bereichen Klimawandel und Gesundheitswesen.

Natürlich wurde der Bedarf nach vermehrter und verbesserter naturwissenschaftlicher Ausbildung nicht gänzlich ignoriert. Allerdings legte man wenig Augenmerk auf die Ausbildung nach der Sekundarstufe, dem einzigen Bereich, für den Daten vorliegen, aus denen hervorgeht, wie ohne ausufernde Kosten substanzielle Verbesserungen zu erreichen sind. Außerdem ist es fraglich, ob man auf Grundschul- und Sekundarstufenniveau große Fortschritte erzielen kann, bevor man in höheren Bildungsbereichen anspruchsvollere Standards in der wissenschaftlichen Ausbildung etabliert hat.

Bisher war man der Meinung, dass es mit der naturwissenschaftlichen Ausbildung nach der Sekundarstufe wenig Probleme gäbe. Es werden etwa gleich viele Naturwissenschaftler und Techniker wie früher ausgebildet oder sogar etwas mehr und die Tatsache, dass nur wenige Studierende aus anderen Disziplinen ihre vorgeschriebenen naturwissenschaftlichen Vorlesungen als angenehm oder nützlich empfinden, wird als in der Natur der Sache liegend empfunden.

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