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Die richtige Reaktion auf die Bedrohung durch die Libra

NEW YORK – Facebooks Plan zur Einführung einer neuen digitalen Währung, der Libra, innerhalb eines Jahres stößt auf wenig Gegenliebe. Regulierungsbehörden, politische Entscheidungsträger und Wissenschaftler reagierten rasch und überwiegend skeptisch auf die Nachricht. Mehrere US-Kongressausschüsse setzten kurzfristige Anhörungen an, und beim G7-Treffen in Frankreich im vergangenen Monat nahm das Thema einen wichtigen Platz ein.

Eine teilweise Erklärung für diesen Gegenwind liefert Facebooks schlechter Ruf als Hüter der Privatsphäre seiner Nutzer. Was jedoch wirklich wie eine Bombe einschlug war das plötzliche Bewusstsein der – nicht irgendwann, sondern unmittelbar – von den digitalen Währungen für das bestehende Währungssystem ausgehenden Bedrohung. Kryptowährungen gibt es schon seit mehr als einem Jahrzehnt, doch wurde bisher keine auf ausreichend breiter Front eingeführt, um die bestehende Ordnung in Frage zu stellen. Facebook könnte das mit seiner potenziellen Fähigkeit, mehr als zwei Milliarden pro Monat aktive Nutzer zu mobilisieren, ändern.

Nun, da das Unternehmen ihnen den Fehdehandschuh hingeworfen hat, sollten die Regierungen die Gelegenheit nutzen, eine Form von digitaler Währung voranzutreiben, die dem öffentlichen Wohl dient. Selbst die standhaftesten Verteidiger des gegenwärtigen Währungssystems werden zugeben, dass es nicht für alle gleichermaßen gut funktioniert. Zudem wird das System durch den technologischen Wandel, der großenteils unzureichend reguliert ist und die Verbraucher unvorhergesehenen Risiken aussetzen könnte, zunehmend überholt.

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