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Seltsame Brüder im Geiste des Extremismus

FLORENZ – Heutzutage bringen wir rechtsextreme Politik mit glühender Islamfeindlichkeit in Verbindung. Das war allerdings nicht immer so. Tatsächlich besteht eine tiefgreifende Beziehung zwischen der extremen Rechten, vor allem in Europa, und dem islamistischen Radikalismus, wobei die Anhänger beider Gruppen einige wichtige gemeinsame Merkmale aufweisen.

Diese Verbindungen traten häufig offenkundig zutage. Amin al-Husseini, von 1921 bis 1938 Großmufti von Jerusalem, unterhielt enge Verbindungen zu den faschistischen Regimen in Italien und Deutschland. Zahlreiche Nazis fanden nach dem Zweiten Weltkrieg Zuflucht im Nahen Osten und manche konvertierten sogar zum Islam. Und Julius Evola, der reaktionäre italienische Denker, dessen Werk die europäische extreme Rechte der Nachkriegszeit inspirierte, äußerte ausdrücklich Bewunderung für das Konzept des Dschihad und die dafür erforderliche Selbstaufopferung.  

Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten feierten Neonazis sowohl in den USA als auch in Europa die Attentäter. Ein offizieller Vertreter der National Alliance, der führenden Neonazi-Gruppe Amerikas, meinte in diesem Zusammenhang, er wünschte seine eigenen Mitglieder würden „halb so viel testikuläres Draufgängertum“ an den Tag legen. In Frankreich wurden die Feiern anlässlich der Anschläge im Hauptquartier des Front National abgehalten und deutsche Neonazis verbrannten amerikanische Flaggen. Die islamistische Gruppe Hizb ut-Tahrir wurde in Deutschland im Jahr 2003 teilweise aufgrund ihrer Kontakte zur extremen Rechten verboten. 

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