khrushcheva148_Mikhail SvetlovGetty Images_putin Mikhail Svetlov/Getty Images

Was geht in Putin vor?

NEW YORK – Die Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, eine groß angelegte Invasion der Ukraine anzuordnen, widerspricht jeder politischen Logik und sogar seiner eigenen verhärteten autoritären Denkweise. Mit seinem grundlosen Überfall reiht sich Putin in eine lange Reihe irrationaler Tyrannen ein, darunter nicht zuletzt Joseph Stalin, der glaubte, der Erhalt seiner Macht erfordere eine ständige Ausweitung derselben. Aufgrund dieser Überzeugung verübte Stalin schreckliche Gräueltaten an seinem eigenen Volk, indem er etwa eine Hungersnot auslöste, der drei Millionen Menschen in der Ukraine zum Opfer fielen.

Ein weiterer Massenmörder des 20. Jahrhunderts, Mao Tse-tung, erklärte bekanntlich, dass politische Macht aus dem Gewehrlauf – oder, wie es scheint, einer Atomrakete – käme. Mao verlangte nämlich von meinem Urgroßvater, dem Sowjetführer Nikita Chruschtschow, China mit Atomwaffen auszustatten, so dass Mao seine Gegner im In- und Ausland praktisch in Geiselhaft nehmen konnte.  

Nur eine ähnliche Denkweise kann Putins Vorgehen in der Ukraine erklären. Er sagt, er wolle die Ukraine „entnazifizieren”, wobei die Absurdität dieses Ansinnens auf der Hand liegt, nicht zuletzt deshalb, weil der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Jude ist. Wie soll Putins Endspiel also aussehen? Will er die NATO durch die Zerstörung der ukrainischen Militär-Infrastruktur bestrafen? Hofft er darauf, eine Marionettenregierung zu installieren, indem er Selenskyj ablöst oder ihn zu einer ukrainischen Version Philippe Pétains -  des französischen Kollaborationsführers während des Zweiten Weltkriegs - macht?

https://prosyn.org/sAapXrnde