Labor and Industry and Deputy PM Luigi Di Maio and Interior Minister and Deputy PM Matteo Salvini attend the swearing in ceremony of the new government Ernesto S. Ruscio/Getty Images

Alle Blicke ruhen auf Italien

PARIS – „Wir in Frankreich sollten Italien sehr viel ernster nehmen, als wir es tun. Wir können von diesem überaus erfolgreichen Land viel lernen.“

Das mag wie ein Zitat aus vergangenen Jahrhunderten klingen und nicht aus dem Jahr 2015, als sich der französische Botschafter in Italien völlig zu Recht mit lobenden Worten für das Land Dantes aussprach. Im Jahr darauf wurde ich im Zuge des Brexit-Referendums von italienischen Journalisten gefragt, ob ihr Land, an der Seite von Deutschland und Frankreich, den Platz der Briten in Europas informellem „Club der Drei“ führenden Mitgliedsländer der Europäischen Union einnehmen könne.

Unter der erdrückenden Last der politischen Realität hat sich diese noch nicht lange zurückliegende Mischung aus Selbstvertrauen und Hoffnung inzwischen in Luft aufgelöst. Das Italien von heute könnte der führende Anwärter auf den Titel „kranker Mann Europas“ sein. Man könnte das Land sogar als Metapher, wenn nicht als Zusammenfassung, all dessen betrachten, was in Europa schiefgegangen ist.

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