muzikarova2_ Beata ZawrzelNurPhoto via Getty Images_poland eu nato Beata Zawrzel/NurPhoto via Getty Images

Polens ukrainische Rehabilitierung

BRATISLAVA – Russlands Krieg gegen die Ukraine hat die europäische Politik neu geprägt. Die ehemaligen Sowjetstaaten Zentral- und Osteuropas – die nun alle Mitglieder der Europäischen Union und der NATO sind – waren an der Strategie des Westens, die Ukraine als unabhängigen Nationalstaat zu bewahren, entscheidend beteiligt. Und keines davon so sehr wie Polen.

Als die Diskussionen über die Einführung einer Preisobergrenze auf russisches, übers Meer geliefertes Rohöl im letzten Herbst abgebrochen wurden, waren es Polen, Litauen und Estland, auf die die Vereinigten Staaten Einfluss nahmen, um die Blockade zu brechen. Diese Länder wollten einen noch niedrigeren Preis (von 30 Dollar pro Barrel) durchsetzen, um die Öleinnahmen des Kreml noch stärker zu verringern. Anfang dieses Jahres wandten sich Beamte des US-Finanzministeriums erneut an Lettland, Litauen, Estland und Polen, um herauszufinden, welches maximale Preisniveau sie bei weiteren Obergrenzen für russische Ölraffinerieprodukte akzeptieren würden.

Vor dem Krieg wurden Polen und die baltischen Staaten im Umgang mit Russland häufig als irrational kompromisslos bezeichnet. Diese Länder erinnerten sich noch gut an den Imperialismus, die Besatzung und die Unterdrückung durch ihren großen Nachbarn, und so vertreten sie seit langem einen „Russland-Realismus“, der in krassem Gegensatz zur pragmatischen, wirtschaftlich orientierten Einstellung Deutschlands und Frankreichs stand.

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