pa2395c.jpg Paul Lachine

Es zieht Europa gen Osten

PARIS – Madrid und Warschau haben unlängst ein sehr ähnliches Bild abgegeben: Beide Städte waren Schauplatz von Massendemonstrationen. Doch die Menschenmengen, die an den westlichen und östlichen Rändern Europas zusammengekommen sind, hatten ganz unterschiedliche Anliegen im Sinn.

In Spanien waren es wirtschaftliche und soziale Nöte, die die Bürger zusammenkommen ließen. Die Menschen sind auf die Straße gegangen, um ihrer Ablehnung der von der Europäischen Union auferlegten Sparpolitik Ausdruck zu verleihen, die sie für einen Weg in den Abgrund halten. Sie fordern Arbeitsplätze und das Gehalt und die Würde, die damit verbunden sind. In der Empörung einiger waren deutliche antikapitalistische und globalisierungskritische Töne vernehmbar.

In der polnischen Hauptstadt sind katholische und konservative Parteien sowie die Gewerkschaft Solidarität einem Aufruf des reaktionären christlichen Radiosenders „Radio Maria“ gefolgt. Die Zusammenkünfte waren politisch und kulturell motiviert und sind nicht aus wirtschaftlichen Beweggründen entstanden. Im Namen der Verteidigung der Medienfreiheit wurde eine Regierung angeprangert, die für zu „zentristisch“ und nicht „polnisch“ genug befunden wird.

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