Das Spiegelkabinett der Migration

LONDON – Auf beiden Seiten des Atlantik unterminiert immigrantenfeindliche Politik die Demokratien und zerstört Leben. Während Millionen unregistrierte Migranten im Schatten stehen und leiden, sind in Europa ultrarechte, nationalistische Parteien im Aufwind. In den Vereinigten Staaten hat Präsident Barack Obama aus Sorge, seine Partei könnte im Senat die Kontrolle verlieren, die Einwanderungsreform auf die Zeit nach der Wahl im November verschoben.

Dies könnte aber der falsche Ansatz sein. Eine neue öffentliche Umfrage des German Marshall Fund (GMF) enthüllt, dass einwanderungsfeindliche Gefühle zum größten Teil nicht aus direkter Feindschaft, sondern aus Desinformation stammen.

Das wichtigste Ergebnis der Transatlantic-Trends-Umfrage des GMF ist, dass die Sorge über Einwanderer stark nachlässt, wenn Menschen die grundlegenden Tatsachen erfahren. Als die Amerikaner beispielsweise gefragt wurden, ob in ihrem Land zu viele Immigranten leben würden, stimmten 38% zu. Aber als ihnen vor dieser Frage gesagt wurde, wie viele Fremde tatsächlich in den USA leben, änderte sich ihre Ansicht deutlich: Nur noch 21% hielten die Anzahl für zu hoch.

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