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Die Verantwortung, zu respektieren

AMMAN – 1859 kam der Schweizer Henri Dunant nach einer entscheidenden Schlacht im zweiten italienischen Unabhängigkeitskrieg nach Solferino. Dunant war so entsetzt über das Blutbad - Zehntausende von toten und verwundeten Soldaten - dass er eine zivile Initiative organisierte, um den Kranken und Verletzten auf beiden Seiten zu helfen. Heute, 160 Jahre später, muss dieser Ansatz - und die Regeln, Normen und Institutionen, die ihn vorangetrieben hat – neu bestätigt werden.

Dunants Initiative - unter dem Motto Siamo tutti fratelli (wir sind alle Brüder) - legte den Grundstein für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes, das 1864 die erste Genfer Konvention inspirierte. Die nachfolgenden Genfer Konventionen bildeten die Grundlage für das humanitäre Völkerrecht, und der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) - 2002 gegründet und von den meisten Staaten der Welt anerkannt - wurde zur wichtigsten Institution für dessen Durchsetzung.

Doch die Genfer Konventionen und der IStGH werden ständig untergraben, oft auf neue Weise. Sowohl in Syrien als auch im Jemen zum Beispiel verletzen staatliche und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen das humanitäre Völkerrecht, nicht nur mit alarmierender Regelmäßigkeit, sondern auch mit offensichtlicher Straffreiheit. Wie Vincent Bernhard, Chefredakteur des Journals des Roten Kreuzes International Review of the Red Cross, feststellte, werden diese Kriege „gegen Kinder, gegen Krankenhäuser, gegen Sanitäter, gegen die Erinnerung, gegen die Gerechtigkeit geführt”.

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