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Amerikas kommender „Double Dip“

NEW HAVEN – Der „Double Dip“ ist kein Tanz. Vielmehr bezeichnet der Begriff die lange Neigung der US-Wirtschaft, nach einer zeitweisen Erholung wieder in die Rezession abzugleiten. Das war im Laufe der Jahre in der deutlichen Mehrzahl der Fälle so. Ungeachtet überhitzender, vom Nirvana einer stetigen V-förmigen Erholung ausgehender Finanzmärkte gibt es überzeugende Argumente dafür, dass es im Gefolge von Amerikas verheerendem COVID-19-Schock auch diesmal wieder zu einem Double Dip kommen wird.

Die entmutigende Geschichte des US-Konjunkturzyklus hält eine Warnung vor Selbstzufriedenheit bereit. Bei acht der elf Rezessionen seit Ende des Zweiten Weltkriegs kam es zu Double Dips – also dem Rückgang des quartalsmäßigen realen BIP nach einer kurzzeitigen Erholung. Einzige Ausnahmen waren die Rezession von 1953-54, die kurzfristige Kontraktion des Jahres 1980 und der milde Abschwung von 1990-91. Überall sonst kam es zu W-förmigen Erholungen – und zweimal sogar zu „Triple Dips“, mit zwei Fehlstarts gefolgt jeweils von neuerlichen Konjunktureinbrüchen.

Ein Double Dip ereignet sich natürlich nicht von ungefähr. Er spiegelt eine Kombination aus anhaltender wirtschaftlicher Anfälligkeit und den Nachbeben der ursprünglichen rezessionären Erschütterung wider. Als Faustregel gilt: Je schwerwiegender der Abschwung, desto größer der Schaden, desto langwieriger die Erholung und desto größer die Wahrscheinlichkeit eines Double Dip. So war das im Falle der schweren Rezessionen der Jahre 1957-58, 1973-75 und 1981-82 sowie des mit der globalen Finanzkrise von 2008-2009 einhergehenden starken Konjunktureinbruchs.

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