szikra2_FERENC ISZAAFP via Getty Images_orban voting FERENC ISZA/AFP via Getty Images

Warum Orbán wieder gewonnen hat

BUDAPEST/PHILADELPHIA – Es war zu erwarten, dass Ungarns autokratischer Ministerpräsident Viktor Orbán an diesem Wochenende die Wiederwahl für eine vierte vierjährige Amtszeit in Folge gewinnen würde. Grund dafür waren ein manipuliertes Wahlsystem und weitgehend staatlich kontrollierte Medien, die es der vereinigten Opposition unmöglich machten, viele Wähler zu erreichen. Doch das Ausmaß von Orbáns Sieg schockierte die meisten Beobachter. Der Kandidat des Parteienbündnisses „Ungarn in Einheit“, Péter Márki-Zay, verlor die Wahl mit 35 % zu 53 %, wodurch Orbáns Fidesz-Partei eine weitere verfassungsmäßige Mehrheit im Parlament erhielt. Auch für die Europäische Union war es eine vernichtende Niederlage.

Vielleicht wird das Ergebnis die ungarische Opposition zwingen, die überwiegend wirtschaftlichen Gründe zu berücksichtigen, die so viele Ungarn für Orbán stimmen ließen. Nach dem überwältigenden Wahlsieg von Fidesz im Jahr 2010 und Jahren wirtschaftlicher Not erlebten die meisten Ungarn einen Anstieg des Lebensstandards. Der wirtschaftliche Aufschwung nach 2014, der Tausende von neuen Arbeitsplätzen schuf, half Orbán zwar, doch seine Politik spielte eine große Rolle, weil sie eine klassenübergreifende Koalition für die Fidesz schuf.

Ungarns liberale Opposition hat diese Politik weitgehend verhöhnt und es versäumt, eine starke Alternative anzubieten. Die Nutznießer fürchteten daher, bei einer Abwahl Orbáns den Kürzeren zu ziehen.

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