rally in pyongyang Kim Won-jin/AFP/Getty Images

China: Der Schwindel mit der „Double Freeze“-Lösung

CLAREMONT (KALIFORNIEN) – Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un hat erklärt, die USA würden „tausendfach für all die schändlichen Verbrechen“ bezahlen, die sie seinem Land angetan hätten. US-Präsident Donald Trump warnt, Nordkorea würde „Feuer und Wut“ erleben, wie sie „die Welt noch nie gesehen hat“. Kim droht, vier Raketen auf das US-Territorium Guam abzufeuern. Trump hat versprochen, dass Kim „das ernsthaft bereuen wird“ und „es schnell bereuen wird“, falls er diese Drohung umsetzt oder eine weitere äußert.

Während der beispiellose Austausch aufgeheizter Rhetorik und offener militärischer Drohungen zwischen den Regierungschefs zweier Atommächte weiter eskaliert, fragen sich vernünftige Menschen überall auf der Welt, ob es einen friedlichen Ausweg aus dieser sich entfaltenden Krise gibt. Laut einigen ist die Antwort ein „Double Freeze“; dabei würde Nordkorea seine Nuklear- und Raketenaktivitäten einfrieren, und die USA und Südkorea würden im Gegenzug ihre gemeinsamen Militärmanöver einstellen.

Auf den ersten Blick erscheint dieser Vorschlag, der ursprünglich aus China stammt und inzwischen von Russland unterstützt wird, wie ein vernünftiger Kompromiss. Ohne die Fähigkeit, seine Atom- und Raketentechnologie zu testen, würde Nordkorea in diesem Bereich keine weiteren Fortschritte machen. Statt eines machtvollen Arsenals mit glaubwürdigen Langstreckenkapazitäten hätte es ein unzuverlässiges Arsenal potenziell ohne miniaturisierte Atomsprengköpfe. Für die USA wäre die Einstellung gemeinsamer Militärübungen mit Südkorea scheinbar ein geringer Preis für ein derartiges Ergebnis, da Amerikas überwältigende Militärmacht dadurch kaum eingeschränkt würde.

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