Die Globalisierung der US-Notenbank

OXFORD – Sollten sich die Vereinigten Staaten darüber Gedanken machen, ob die Auswirkungen ihrer Geldpolitik für Schwellenmärkte und Entwicklungsländer verheerend sind? Mit dieser Frage war die US-Notenbank auf dem Höhepunkt ihres Programms der Quantitativen Lockerung konfrontiert, als ihre monatlichen Ankäufe langfristiger Anleihen renditehungrige Anleger in diese Länder trieb, was die Währungen dort aufwertete und die Preise für Vermögenswerte steigen ließ. Und die Frage ist auch heute noch drängend, denn jetzt fährt die US-Notenbank ihre Käufe von Staatsanleihen zurück, das Kapital wird wieder abgezogen und viele Schwellenmärkte und Entwicklungsländer sitzen auf dem Trockenen.

Anders als die meisten Beobachter zu glauben scheinen, liegt die Antwort nicht darin, das Mandat der US-Notenbank zu hinterfragen oder über die Leistung politischer Entscheidungsträger in Entwicklungsländern zu debattieren. Die Frage dreht sich vielmehr darum, ob und wie die USA in der globalen Wirtschaft eine führende Rolle übernehmen wollen. Wenn die USA eine offene, stabile globale Finanzordnung bewahren wollen, können sie es sich nicht leisten, die gegenwärtigen Turbulenzen in Schwellenmärkten zu ignorieren.

Nachdem die Pläne zur Drosselung der Liquiditätszufuhr („Tapering“) im vergangenen Jahr bekannt wurden, ist eine zunehmende Anzahl von Schwellenmärkten und Entwicklungsländern unter Druck geraten: Ihre Währungen verlieren an Wert, Kapitalflucht hat eingesetzt und ihren Zentralbankern bleibt die wenig beneidenswerte Aufgabe, eine Wachstumsabschwächung im Inland zu bekämpfen und gleichzeitig für außenwirtschaftliche Stabilität zu sorgen. Die einsetzende Erholung in den Industrieländern scheint weiträumig Instabilität auszulösen; von Argentinien über die Türkei bis zu Indien.

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