Trotz Neuer Wirtschaft - alte Realitäten

NEW YORK: Lassen Sie mich mit einer Warnung beginnen: Vermeiden Sie Euphorie. In den Vereinigten Staaten kann jeder, der schon einmal eine wichtige Rolle im Marketing gespielt hat, nach Palo Alto im Silicon Valley gehen, an der Ecke der Sand Hill Straße stehen und 25 Millionen Dollar für eine Webseite für siamesische Katzen kassieren. Nächste Woche wird jemand eine Webseite für persische Katzen eröffnen. In der Zwischenzeit kann jeder, der einmal im Finanzgeschäft war, JP Morgan oder die Citibank verlassen, drei Freunde finden - von denen einer einen Programmierungskurs in der Schule besucht hat - und 100 Millionen Dollar Gewinn machen, die er dann ins Internet investiert. Diese Leute verkaufen einander die Ideen. Die Preise steigen ins Unermeßliche und sie halten sich selbst für unglaublich brilliant.

Das ist ziemlich unheimlich, denn es entsteht dabei nur wenig wirklich Wertvolles. Jeder erwartet einen Marktanteil von 20%. Wenn man logische Mathematik anwendet, kommt man zu dem Schluß: Es wird nicht funktionieren. Auch wenn ich generell die Idee des Unternehmenskapitals für Internet-Investitionen außerhalb Amerikas willkommen heiße, bin ich sehr besorgt. Ich denke nämlich, es wird ähnlich Sinnloses passieren. Drei Freunde - ich werde keine Namen nennen, denn ich bin nicht begeistert von ihnen - entscheiden sich für den Aufbau eines Unternehmensfonds, um in die Hochtechnologie Europas zu investieren, und verdienen auf leichte Weise sofort um die 100 Millionen Dollar.

Sogar Leute, die gewöhnlich in die russischen Firmen der Öl- und Stahlindustrie investiert haben, sind auf diesen Bandwagon aufgesprungen. Einer von ihnen, Boris Jordan, teilte mir mit, daß er einen europäischen High-Tech-Unternehmensfond startet und fragte mich, ob ich mitarbeiten will. So bewegen wir uns auf schnellem Wege von einer Zeit, in der es wenig Unternehmenskapital und Interesse gab, zu einem Punkt, an dem das alles in Übermaß vorhanden ist.

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