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Guter Oligarch, schlechter Oligarch

MOSKAU – In den Vereinigten Staaten und Europa wächst die Sorge über die so genannten russischen Oligarchen und das Geld, das sie im Ausland angehäuft haben. Angesichts dessen sind zwei grundlegende Fragen interessant: Erstens, wer kann eigentlich als Oligarch gelten? Und zweitens, muss jeder Oligarch mit Misstrauen betrachtet werden?

In den USA ist dieses Misstrauen offensichtlich an der Tagesordnung. Dort haben die Behörden – als Teil der Bemühungen, den Kreml für seine angebliche Einmischung in die Präsidentschaftswahlen von 2016 zu bestrafen – massive Sanktionen gegen die zwei russischen Industriellen Oleg Deripaska und Viktor Vekselberg verhängt. Und Großbritannien hat nach dem Nervengiftangriff auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergey Skripal und seine Tochter neue Maßnahmen gegen Geldwäsche eingeführt. Kapitalzuflüsse aus Russland werden dabei am strengsten kontrolliert.

Das Problem ist, dass die Kriterien, die die westlichen Regierungen anwenden, um verdächtige Russen zu identifizieren oder zu bestrafen, immer noch viel zu grob sind. Bei der allgemeinsten Definition eines Oligarchen geht es um eine Person, deren Reichtum von politischen Verbindungen abhängt – insbesondere von Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. Auf seiner so genannten Putin-Liste – einer Sanktionsliste aus dem letzten Januar – verzeichnet das US-Finanzministerium 96 „Oligarchen“, die einfach nur ausgewählt wurden, weil sie über eine Milliarde Dollar besitzen.

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