Muslim ban protest Zach Gibson/Stringer

Der neue Antisemitismus

NEW YORK – Diejenigen, die uns erzählen, dass der Islam – und nicht nur der revolutionäre Islamismus – eine tödliche Bedrohung für die westliche Zivilisation sei, können sich befriedigt fühlen: Der Präsident der Vereinigten Staaten und seine wichtigsten Berater stimmen mit ihnen überein. Oder wie es Donald Trumps Nationaler Sicherheitsberater, General Mike Flynn, formuliert: „Die Furcht vor Muslimen ist rational.“ Stephen Bannon, ehemaliger Executive Chairman der rechtsextremen Breitbart News und inzwischen Trumps politischer Chefstratege sowie Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates, hat erklärt, dass sich der „judeochristliche“ Westen in einem globalen Krieg mit dem Islam befinde.

Trump hat versprochen, Amerika an die erste Stelle zu setzen, wobei er den Slogan „America first“ von den amerikanischen Isolationisten der 1930er Jahre übernommen hat, deren berühmtester Sprecher der Pilot Charles Lindbergh war – ein notorischer Antisemit, der Juden und Linken vorwarf, die USA in einen Krieg gegen Hitler (den er bewunderte) hineingezogen zu haben. Nach Lindberghs Überzeugung „können [wir] nur so lange Frieden und Sicherheit haben, … wie wir uns gegen Angriffe durch ausländische Armeen und die Vermischung mit ausländischen Rassen schützen.“

Der Rassismus steckt also in der DNA des „America first“. Ähneln die Ansichten über den Islam, die sich jetzt im Weißen Haus etabliert haben, in irgendeiner Weise dem Antisemitismus der 1930er Jahre? Haben Bannon, Flynn und Trump schlicht alte Vorurteile aufgewärmt und eine Gruppe Semiten durch eine andere ersetzt?

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