emmott28_ PRAKASH SINGHAFPGetty Images_modi and duterte Prakash Singh/AFP/Getty Images

Frühlingserwachen des Nationalismus?

LONDON – Ist der Populismus noch immer auf dem Vormarsch? Diese Frage wird angesichts der in den nächsten zwei Monaten stattfindenden Wahlen in Israel, Indien, Indonesien, auf den Philippinen, Spanien und in der Europäischen Union in den Vordergrund rücken.  Dennoch ist sie deplatziert, denn der eigentliche Wettstreit wird zwischen Nationalismus und Internationalismus ausgetragen.  

Die nationalistisch-internationalistische Trennlinie wird freilich von den Populisten selbst gezogen, insbesondere von US-Präsident Donald Trump, dessen instinktive Verachtung für internationale Bestimmungen und Institutionen seit langem offensichtlich ist. Sie wird aber auch von stärker im Mainstream verankerten Politikern ausgenützt, auch in der wohl  multilateralsten aller Institutionen, der Europäischen Union, wo sich derzeit ein grundlegender Wandel der internen politischen Dynamik vollzieht.

Der Ausdruck Populismus beschreibt lediglich eine Wahlkampfmethode, die von politischen Rebellen aller Couleur eingesetzt wird. Aufgrund zunehmender Verwendung hat der Ausdruck als politisches Schimpfwort an Schlagkraft verloren, insbesondere in den Jahren seit dem Brexit-Referendum und der Wahl Trumps. Wenn die Populisten dann an der Macht sind, müssen sie die Wählerwünsche weiterhin bedienen oder sie laufen Gefahr, die nächste Wahl zu verlieren.  

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