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Harte Lehren aus Genua

GENUA – Ist unsere Infrastruktur sicher? Im Gefolge des Einsturzes der Morandi-Brücke in Genua ist dies eine allenthalben gestellte Frage. Natürlich könnte man argumentieren, dass Katastrophen wie diese Einzelfälle sind, und sogar glauben, dass sie auf Italien beschränkt sein könnten – ein Land, in dem Infrastrukturprojekte häufig ein Nährboden für Korruption sind. Aber dabei würde man sich lediglich selbst in die Tasche lügen.

Viele der in den 1950er und 1960er Jahren während des Wiederaufbaus nach dem Krieg in Westeuropa und den USA sind gebauten Brücken, Straßen und Eisenbahnen inzwischen alt, überlastet und den heutigen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Hat irgendeine entwickelte Volkswirtschaft eine langfristige Strategie für die Verwaltung ihrer unverzichtbaren Infrastruktur? Werden die Risiken angemessen bewertet und abgemildert? Was sind die Vor- und Nachteile der Wartung bzw. Ersetzung von Infrastruktur am Ende ihrer Lebensdauer? Und wie können die Bürger die öffentliche Debatte darüber beeinflussen, wer für Infrastruktur bezahlen sollte und wo sie errichtet werden sollte?

Italien und andere hoch entwickelte Volkswirtschaften brauchen Politiken, die die von den Kommunen und Zentralregierungen im Laufe der Jahre entwickelten Infrastruktur-Pläne auf strategische und nachhaltige Weise zusammenführen. Sie müssen die in den kommenden Jahren benötigten Ressourcen und finanziellen Mittel abschätzen. Und sie sollten auf den Wert wichtiger Infrastruktur für die Gesellschaft und nicht nur auf die unmittelbaren finanziellen Renditen abstellen.

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