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Abschied von der Inflationssteuerung?

NEWPORT BEACH – Mitte Dezember kam es innerhalb von vier Tagen zu drei voneinander unabhängigen Entwicklungen, die darauf hindeuten, dass sich das moderne Zentralbankwesen inmitten eines historischen Wandels befindet, dessen Auswirkungen weit über akademische und politische Kreise hinausgehen. In dem Maß, da dieser Wandel  an Fahrt gewinnt – was durchaus wahrscheinlich ist - wird er die Wirtschaftsleistung, das Funktionieren der Märkte sowie die Bewertung von Vermögenspreisen beeinflussen.

Die drei erwähnten Entwicklungen nahmen am 12. Dezember in den Vereinigten Staaten ihren Ausgang, als die Federal Reserve unter der Leitung von Ben Bernanke ankündigte, dass man im Jahr 2013 die zur Ankurbelung der Wirtschaft geplanten Aufkäufe von marktgängigen Wertpapieren weit mehr als verdoppeln (bis zu einer Billion Dollar) wolle.  Außerdem ließ die Fed keinen Zweifel daran, dieses Vorhaben beschleunigen zu wollen, bis die  Arbeitslosenrate in den USA erheblich – auf mindestens 6,5 Prozent - sinkt und sich die Inflation auf einen Wert von 2,5 Prozent oder darunter einpendelt. 

Den meisten Analysten zufolge besteht das Novum in der Bereitschaft der Fed, sich klar und deutlich zu quantitativen Schwellenwerten sowie zum künftigen Kurs ihrer Geldpolitik zu äußern. Laut meiner persönlichen Interpretation allerdings deuten die Ankündigung der Fed (und die Äußerungen Bernankes in der anschließenden Pressekonferenz) darauf hin, dass die Neuerungen noch darüber hinausgehen.

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