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Goldlöckchenwachstum

LONDON – Angesichts dessen, dass die Wall Street Allzeithochs verzeichnet und die US-Wirtschaft im nächsten Monat einen neuen Rekord aufstellt, scheint die Verzweiflung der Finanzmärkte Ende letzten Jahres eine Ewigkeit her zu sein. Die Rezessionsängste konnten völlig entkräftet werden, und Investoren, die die Ende Januar hier geäußerte Ansicht geteilt haben, die Märkte gingen lediglich durch eine Phase irrationaler Angst, konnten sich über den besten Jahresbeginn seit 1998 freuen.

Zumindest rückblickend ist die Achterbahnfahrt des Marktes leicht zu erklären. Letztes Jahr waren die Investoren – verständlicherweise – über vier Risiken besorgt: eine zu enge US-Geldpolitik; die Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China; explodierende Ölpreise (auf 100 USD pro Barrel oder noch höher); und eine weitere Eurokrise, die durch die neuartige populistische Links-Rechts-Koalition in Italien hätte ausgelöst werden können. Bis zum Jahresende jedoch waren all diese Risiken abgeklungen: Die Fed verhielt sich zahm und machte eine Kehrtwendung, der US-chinesische Handelskrieg beruhigte sich, und der Haushaltszusammenstoß zwischen Italien und der Europäischen Kommission löste sich in einen ziemlich harmlosen Waffenstillstand auf.

Angesichts dieser Entwarnung war der Anstieg der Wertpapierpreise ab Januar verständlich und sogar vorhersagbar. Die Frage ist nun, ob diese Wende nur vorübergehend ist oder ob sich der Bullenmarkt fortsetzt.

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