osman5_Chedly-Ben-Ibrahim_Corbis_Getty-Images_arab-spring-anniversary Chedly Ben Ibrahim/Corbis/Getty Images

Die bevorstehenden Herausforderungen der arabischen Welt

LONDON – Fünfzig Jahre nach dem Sechstagekrieg, der den Beginn der israelischen Besatzung Ostjerusalems und des Westjordanlandes markiert, erscheint der Nahe Osten weiterhin als eine Region in der Dauerkrise. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Politiker, Diplomaten sowie Vertreter aus Geldgeberkreisen und aus dem humanitären Bereich in aller Regel auf das Hier und Jetzt konzentrieren, wenn sie die Probleme der Region ansprechen. Doch wenn es jemals gelingen soll, diesen Krisenzyklus im modernen Nahen Osten zu durchbrechen, dürfen wir die Zukunft nicht aus dem Blick verlieren. Bereits jetzt zeichnen sich vier Trends ab, die im kommenden Jahrzehnt für eine Reihe von Problemen sorgen werden. 

Der erste Trend betrifft die Levante. Die post-osmanische Ordnung, die vor einem Jahrhundert entstand – und auf säkularem arabischem Nationalismus beruhte – ist bereits zerfallen. Die beiden Staaten, die dieses System trugen, der Irak und Syrien, haben ihre zentrale Autorität verloren und werden mindestens über eine Generation politisch zersplittert und sozial polarisiert bleiben. 

Im Libanon bleibt Politik auf Basis religiöser Zugehörigkeiten das definierende Charakteristikum. Jordanien hat im Hinblick auf die Flüchtlingsaufnahme einen Sättigungspunkt erreicht und fortgesetzte Flüchtlingszuströme setzen begrenzte Ressourcen noch stärker unter Druck. Hinsichtlich des israelisch-palästinensischen Konflikts sind auf dem politischen Horizont keinerlei neue Initiativen oder Umstände erkennbar, die eine Lösung des völligen Stillstandes ermöglichen würden.

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