Die Nachteile der Forward Guidance

BERLIN – Die Nominierung Janet Yellens als Nachfolgerin von Ben Bernanke im Amt des Präsidenten der Federal Reserve erfolgt zu einem der gefährlichsten Momente in der jüngeren Geschichte der US-Notenbank.  Die Ankündigung der Fed im Mai, möglicherweise mit dem Rückzug aus dem Ankauf langfristiger Vermögenswerte zu beginnen, überraschte viele Zentralbanker und löste auf den Märkten weltweit eine Verkaufswelle aus. Seitdem haben sich gute Nachrichten von der amerikanischen Wirtschaft als schlechte Nachrichten für die Finanzmärkte herausgestellt, da die Anleger eine mögliche geldpolitische Straffung durch die Fed als Reaktion auf diese Nachricht für bedeutsamer hielten als die Nachricht selbst.

Als die Fed dann letzten Monat ihren Rückzug aus der so genannten quantitativen Lockerung aufschob, brach auf den Märkten rasch Euphorie aus. Tatsächlich scheinen sich die Anleger heute weniger Gedanken über die realen wirtschaftlichen Umstände als über deren Interpretation durch die Fed zu machen. Dies unterstreicht ein bedeutendes Risiko, das Yellen nun an den Schalthebeln der US-Geldpolitik einkalkulieren muss: auf längere Sicht kann die Vormachtstellung der Ansichten der Fed auf dem Markt zu gravierenden wirtschaftlichen Schäden führen.

Nicht die lockere Geldpolitik ist das Problem der Fed und anderer Zentralbanken, sondern deren Kommunikationsstrategien. Durch die umfangreichen Versprechungen, Zusicherungen und Vorab-Festlegungen wiegen sich die Marktteilnehmer in einem falschen Gefühl der Sicherheit. Dies verleitet die Akteure auf dem Markt, falsche Arten des Risikos einzugehen, wodurch diese schlecht auf nachteilige wirtschaftliche Veränderungen vorbereitet sind und sich eine umfassendere Bedrohung der langfristigen Finanzstabilität ergibt.

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