Emmanuel Macron speaks to joint session of the US Congress Deng Min/China News Service/VCG via Getty Images

Macron braucht mehr als Charme

PARIS – Jahrhundertelang waren Frankreich und die Vereinigten Staaten Freunde, Verbündete und Konkurrenten. Beide waren Weltmächte; beide gelten als Beispiele liberaler Demokratien; und beide erreichten Demokratisierung durch Revolution. Tatsächlich war Frankreich der erste Verbündete der neu entstandenen USA, nachdem man ihnen während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges militärische Unterstützung geleistet hatte – die erste von zahlreichen militärischen Kooperationen der beiden Länder.

Im Rahmen seines jüngsten Besuchs in Washington, DC versuchte der französische Präsident  Emmanuel Macron diese Geschichte zu nutzen, um die aktuellen bilateralen Beziehungen zu stärken und Frankreich möglicherweise mehr Einfluss auf die unberechenbare amerikanische Administration unter Präsident Donald Trump zu verschaffen. Doch Macrons Umgänglichkeit und Bonhomie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die beiden Länder unter gänzlich anderen Bedingungen als in der Vergangenheit operieren, geschweige denn lässt sich damit auch nur der Anschein von Zuverlässigkeit der Trump-Administration sicherstellen.

Während des Kalten Krieges wollte General Charles de Gaulle, dass Frankreich als Brücke zwischen West und Ost agiert. Das hieß, in guten und in schlechten Zeiten ein treuer Verbündeter der USA zu sein und gleichzeitig so etwas wie den Schönwetterfreund Chinas und der Sowjetunion abzugeben.  

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