leonard46_ALEXEI DRUZHININAFPGetty Images_putinmacronpointing Alexei Druzhinin/AFP/Getty Images

Macrons Russlandinitiative: eine Innenansicht

BERLIN – Der französische Präsident Emmanuel Macron ist einer jener Politiker, die dem Bogen der Geschichte eine neue Richtung geben wollen. Nachdem er die französische Politik auf den Kopf gestellt hat, hat er seinen bevorzugten Kandidaten Positionen an der Spitze der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank gesichert, und nun versucht er, Europas Beziehung zu Russland zu verbessern.

Französische Regierungsvertreter vergleichen Macrons Russlandstratege mit der Öffnung Chinas durch US-Präsident Richard Nixon 1972. Doch Macrons diplomatische Ouvertüre ist eher so etwas wie das Gegenteil zu Nixon. Statt China zu umwerben, um den Sowjets Grenzen zu setzen, will Macron Europas „Beziehungen zu Russland entkrampfen und klären“, um zu verhindern, dass Russland auf Schmusekurs zu China geht. Er hofft, auf diese Weise Europas Kontrolle über seine eigene Zukunft sicherzustellen.

Macron leitete sein Bemühen um eine neue Sicherheitsarchitektur in typisch grandioser Weise ein, die das Projekt des Stadtplaners Georges-Eugène Haussmann zur Neugestaltung von Paris im 19. Jahrhundert widerspiegelt. Sein erster Schritt bestand darin, vor dem G7-Gipfel im August in Biarritz Gespräche mit Putin im französischen Fort de Brégançon zu führen. Doch die mit der Umsetzung des Plans betrauten französischen Minister haben diesen seitdem auf den Kopf gestellt.

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