Future of Macron Alain Jocard/Getty Images

Hat Macron seinen Glanz verloren?

GENF – Emmanuel Macron befindet sich auf der Siegerstraße. Innerhalb eines Jahres wandelte er sich vom unerfahrenen politischen Außenseiter ohne Rückhalt im Establishment zum Präsidenten der Französischen Republik und zum Chef einer neu gegründeten politischen Partei, die über eine beeindruckende Mehrheit im Parlament verfügt. Wir es ihm gelingen, so weiterzumachen?

Macron verdankt seinen jüngsten Erfolg nicht nur purem Glück, sondern auch seiner Fähigkeit, jede sich ihm bietende Chance wahrzunehmen. Es gelang ihm, Wählern, die dem politischen Establishment misstrauten, eine ansprechende Alternative zu bieten, ohne dass diese dafür an den rechten oder linken Rand abwandern mussten. Bald wurde er als intelligenter Entschärfer der populistischen Scharfmacher gesehen.

Macrons Wirtschaftsprogramm war besonders klug, da es eine Reaktion auf die über ein Jahrzehnt dauernden Untersuchungen der Missstände in der französischen Wirtschaft darstellte. Er bekannte sich zur Liberalisierung des bekanntermaßen erstarrten Arbeitsmarktes und zur Senkung einer exzessiven, den Unternehmergeist abwürgenden Steuerlast. Außerdem versprach er, durch den Abbau umständlicher Regulierungen und einer Rationalisierung des veralteten Wohlfahrtssystems den schwerfälligen französischen Staatsapparat zurückzudrängen, der momentan jährlich 57 Prozent des BIP an Ausgaben verzeichnet.

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