French President Emmanuel Macron delivers a speech in the Sorbonne University Ludovic Marin/Getty Images

Macrons Herausforderung für Europa

PARIS – In einer ehrgeizigen, visionären Rede an der Sorbonne in dieser Woche hat der französische Präsident Emmanuel Macron seinen Plan zur Bekämpfung der Welle des fremdenfeindlichen Nationalismus in Europa vorgelegt. Er will ein „souveränes, geeintes und demokratisches Europa“ aufbauen, in dem die Bürger wieder ein Gefühl der Verbundenheit mit der europäischen Idee empfinden.

Macrons Rede war ein willkommener Mobilisierungsaufruf für eine Europäische Union, die sich vielen Krisen und Bedrohungen ausgesetzt sieht. Doch in der wichtigen, kontroversen Frage der Reparatur der Eurozone waren seine Vorschläge enttäuschend. Und er wird sich schwer tun, seine vorsichtigeren europäischen Amtskollegen für seine Ideen zu gewinnen, nicht zuletzt Bundeskanzlerin Angela Merkel, deren politischer Spielraum durch das schlechte Abschneiden ihrer Partei bei den Bundestagswahlen am letzten Wochenende stark eingeschränkt wurde.

Trotzdem argumentierte Macron in überzeugender, positiver Weise für eine erneuerte EU. Diese EU nimmt die Globalisierung und Innovation an und schützt zugleich die Europäer, indem sie ihnen hilft, sich an eine Welt im Wandel anzupassen. Sie fördert europäische Interessen und Werte in einer Welt, die ansonsten von Amerika und China dominiert wird. Und sie sorgt in einer Zeit des zunehmenden russischen Revanchismus, des islamistischen Terrorismus und der Abwendung Amerikas unter Präsident Donald Trump für mehr Sicherheit.

https://prosyn.org/Cuw3ZItde