Lateinamerika verliert das Rennen um Auslandsinvestitionen

Lateinamerika ist in ernsthaften Schwierigkeiten, was die Auslandsdirektinvestitionen angeht. Zwar haben 2006 die passiven Direktinvestitionen (Zufluss) ca. $ 70 Milliarden erreicht, doch liegt dieser Wert immer noch unter dem Höhepunkt von 1998/1999. Außerdem bestand ein großer Teil davon aus Investitionen lateinamerikanischer Firmen in Nachbarländer, während der Zufluss aus Europa und den Vereinigten Staaten abgenommen hat. Viele Firmen ziehen sich aus der Region zurück, und große Beträge aus China waren zwar versprochen, vor allem in Brasilien, wurden aber nicht tatsächlich investiert.

Zu Spitzenzeiten in den 70er und auch in den 90er Jahren erreichte Lateinamerikas Anteil an den globalen Auslandsdirektinvestitionen 17 %. Derzeit liegt er bei lediglich 8 % (2006), nachdem er in den vorherigen fünf Jahren durchschnittlich 11 % betragen hatte. Auch innerhalb der Entwicklungsländer fiel Lateinamerikas Anteil an den globalen Direktinvestitionen dramatisch von 40 bis 50 % in den 70er Jahren auf die Hälfte dieses Prozentsatzes im Jahr 2006.

Das Problem der hohen Arbeitslosigkeit und der großen informellen Sektoren – in denen nahezu die Hälfte aller Waren und Dienstleistungen hergestellt wird – stellt die vielleicht dringendste politische Herausforderung in der Region dar, insbesondere weil die meisten von Firmen getätigten Investitionen und ein Großteil des Wachstums an die hohen Rohstoffpreise gebunden sind, die kaum dazu beitragen, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Ebenso sind die Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen nur in ressourcenintensiven Sektoren gestiegen, während sie bei den Dienstleistungen zurückgingen und bei der Herstellung praktisch stagnierten.

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