khrushcheva156_ Alex WongGetty Images_liz cheney defeat Alex Wong/Getty Images

Der republikanische Gott, der keiner war

MOSKAU – 1949 trugen fünf der größten lebenden Schriftsteller der Welt – André Gide, Richard Wright, Ignazio Silone, Stephen Spender und Arthur Koestler – sowie der amerikanische Auslandskorrespondent Louis Fischer Essays zu einer Sammlung mit dem Titel The God That Failed („Ein Gott, der keiner war“) bei, in denen sie ihren Weg zum und ihre Abkehr vom Kommunismus reflektierten. Liz Cheney – eine der prominentesten republikanischen Kritikerinnen von Donald Trump, die gerade in den Vorwahlen ihrer Partei eine krachende Niederlage erlitten und somit keine Möglichkeit mehr hat, ihren Sitz im US-Repräsentantenhaus im November zu verteidigen – kann möglicherweise Parallelen entdecken.

Das zwanzigste Jahrhundert war die Hochphase des ideologischen Engagements und der politischen Desillusionierung. Die kommunistische Sache schien vielen Menschen, insbesondere literarischen Intellektuellen, ein Weg zu persönlicher Erfüllung und sozialer Gerechtigkeit, ja sogar eine Art Erlösung zu sein. Als Gide, Koestler und die anderen ihre Desillusionierung zu Papier brachten, lag dieser Glaube endgültig hinter ihnen. Aber sie wussten, dass der Bann des Kommunismus für viele – insbesondere ihre intellektuellen Kollegen – noch nicht gebrochen war.

Es bedurfte erst der sowjetischen Unterdrückung des ungarischen Volksaufstandes von 1956, um den neunmalklugen Jean-Paul Sartre dazu zu bringen, seine Überzeugung in Frage zu stellen, dass die Sowjetunion wegweisend für die Zukunft der Menschheit sein würde. George Bernard Shaw, mit seinem Faible für schockierende Äußerungen, hat niemals Zweifel am sowjetischen Experiment geäußert, egal wie viele Tote es gab.

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