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Leben ohne Doha

BRASILIA: In einem Artikel habe ich jüngst auf den Zwischenbericht der von Deutschland, Großbritannien, Indonesien und der Türkei eingesetzten hochrangigen Expertengruppe zum Handel, deren Ko-Vorsitzender ich bin, verwiesen, um zu erklären, warum es wichtig sei, die nunmehr 10 Jahre währende Doha-Runde der Welthandelsorganisation (WTO) zum Abschluss zu bringen. Diese Kolumne wurde in einem von der CUTS International (Consumer Unity & Trust Society) – der derzeit bedeutendsten Schwellenland-NGO – geführten Blog nachgedruckt, was zu einem Sturzbach an Reaktionen von Handelsexperten führte. Dieser ist noch nicht versiegt, doch die Debatte hat bereits zu Kritikpunkten geführt, die eine Antwort verlangen.

Einige Kritiker beeilten sich, zu äußern, dass Doha tot sei – was sie, clever wie sie seien, tatsächlich schon vor Jahren erklärt hätten. Unser Versuch, es wiederzubeleben, muss daher wohl mitleiderregend und hoffnungslos sein. Doch wenn Doha tot war, muss man sich fragen, warum die Unterhändler noch immer verhandeln und warum fast alle G20-Führer noch immer bei jedem ihrer Treffen ihre Unterstützung der Gespräche erklären.

Andere argumentierten, dass Doha in seiner ausgehandelten Form tot sei. Oder, um es mit den Worten der früheren US-Handelsbeauftragten Susan Schwab zu sagen, die sich hierzu in Foreign Affairs äußerte: Die Doha-Gespräche wären „zum Scheitern verurteilt“ und man könne sie begraben. Allerdings denken diese Kritiker, dass man an der Leiche herumschneiden und einen „Plan B“ retten könne, obwohl das, was in vielen Varianten vorgeschlagen wurde – immer ein kleiner Teil des bisher ausgehandelten Paktes – richtiger wohl als Plan Z bezeichnet werden sollte.

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