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Wird Libra jemals das Licht der Welt erblicken?

CHICAGO – Mit dem Rückzug von PayPal, Visa, Mastercard, Stripe, eBay und Mercado Pago als potenzielle Sponsoren scheinen sich die Pläne für die von Facebook geplante „Stablecoin” Libra aufzulösen. Das kommt angesichts des wachsenden Bewusstseins für mögliche nachteilige  Folgen von Libra kaum überraschend. Agieren die Nutzer anonym, wird Libra zu einer Plattform für Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Ist der Schutz der Privatsphäre jedoch lax, bekommt Facebook über Libra Zugang zu den vertraulichsten finanziellen Details seiner Nutzer.

Hinzu kommen noch die Gefahren, die Libra für die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität birgt. Obwohl Facebooks Stablecoin durch ein Portfolio von „Vermögenswerten geringer Volatilität” abgesichert werden soll, weiß jeder, der die globale Finanzkrise des Jahres 2008 erlebte, dass Volatilität eher ein Gemütszustand als ein zentrales Attribut eines Vermögenswertes ist. Fallen beispielsweise die Kurse der Anleihen im Reserveportfolio aufgrund eines unerwarteten Zinsanstiegs, könnten diese Anleihen nicht ausreichen, um alle in Umlauf befindlichen Libra zu erstatten. Zu diesem Zeitpunkt wird die Reserve zum Ziel eines virtuellen Bankensturms. Und weil Libra wie ein Currency Board agiert, gibt es keinen Kreditgeber letzter Instanz.

Außerdem könnte Libra die Möglichkeiten geld- und regulierungspolitischer Maßnahmen zur Stabilisierung untergraben. Steigen die Bewohner eines Landes aus der nationalen Währung aus, wird die Zinssetzungspolitik der Zentralbank beeinträchtigt. Um die Folgen dieser Entwicklung abzuschätzen, reicht ein Blick auf Argentiniens lange, glücklose Geschichte der finanziellen Dollarisierung.

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