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Die Geister von Versailles

PRINCETON – Vor inzwischen etwas mehr als 100 Jahren begann die Pariser Friedenskonferenz, aus der die Verträge von Versailles, Saint-Germain-en-Laye, Neuilly-sur-Seine, Trianon und Sèvres hervorgingen, die den Ersten Weltkrieg beendeten. Bis heute heizen Ressentiments über den Vertrag von Trianon den ungarischen Nationalismus und Revisionismus an, insbesondere unter der derzeitigen Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán.

Tatsächlich ist der Pariser Friedensprozess gemeinhin als Beispiel dafür im Gedächtnis geblieben, wie wohlmeinende internationale Zusammenarbeit und Demokratieförderung schief gehen können. Und da wir derzeit einen Moment durchleben, in dem Multilateralismus und Demokratie erneut unter Druck stehen, lohnt die Frage, warum Bemühungen zur Förderung von beidem so oft scheitern.

Im Jahre 1919 erwies sich US-Präsident Woodrow Wilsons Versuch, durch Vernichtung der weltweiten Autokratien für bleibenden Frieden zu sorgen, als gar zu ambitioniert, auch wenn er jenen interventionistischen Konsens einläutete, der das außenpolitische Denken der USA seitdem bestimmt. Auch wenn US-Präsident Donald Trump behauptet, diese Tradition aufgegeben zu haben, hat er doch Luftschläge gegen Militärstandorte der syrischen Regierung angeordnet und den venezolanischen Oppositionsführer als legitimen Präsidenten des Landes anerkannt.

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